Rote Karte für Botschafterin

Die Proteste gegen die Putschisten in Honduras gehen weiter. »Etwa 5000 Menschen«, so Agenturberichte, versammelten sich am Donnerstag vor der Polizeizentrale und verlangten Auskunft über den Verbleib von 27 Demonstranten, die am Vortag verhaftet wurden. Am Freitag gingen erneut Tausende in Tegucigalpa und anderen Städten auf die Straße.Unterdessen verschärft das Regime knapp 50 Tage nach dem Staatsstreich die Repression gegen die Demokratiebewegung des mittelamerikanischen Landes.

Der von Aufstandsbekämpfungseinheiten der Polizei brutal zusammengeschlagene Abgeordnete der Linkspartei DU, Marvin Ponce, mußte am Mittwoch im Krankenhaus operiert werden. Wie seine Ehefrau Elsa Marina Rodríguez gegenüber der kubanischen Agentur Prensa Latina berichtete, war der linke Arm des Abgeordneten von Polizisten mehrfach gebrochen worden. Augenzeugenberichten zufolge war Ponce am Mittwoch abend (Ortszeit) von acht uniformierten Mitgliedern der Sicherheitskräfte zusammengeschlagen worden, während deren Kollegen gewaltsam gegen einen Demonstrationszug für den gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya vorgingen. Ponce selbst warnte, die Unterdrückung des Volkes durch die Putschisten drücke die Menschen regelrecht in die »Guerilla“, deren Aufbau in der Grenzregion zu Nicaragua Zelaya angekündigt hatte.

Unterdessen hielt auch auf internationaler Ebene der Druck auf die Putschisten an. Während Argentiniens Regierung auf Bitten Zelayas die honduranische Botschafterin in Buenos Aires, Carmen Eleonora Ortez Williams, des Landes verwies, nachdem diese für die Putschisten Partei ergriffen hatte, wurde der rechtmäßige Staatschef in Santiago de Chile mit allen Ehren von der chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet empfangen. Die Regierung Chiles hatte dem dort akkreditierten Botschafter Honduras’ zu Wochenbeginn ebenfalls den Diplomatenstatus aberkannt, nachdem dieser in das Lager der Putschisten gewechselt war.

Zelaya kritisierte bei seiner Ankunft in Santiago die »schüchternen Maßnahmen« der internationalen Gemeinschaft und besonders der USA gegen das Regime der Putschisten. Jede wirkliche Maßnahme, die Washington ergriffe, hätte massive Auswirkungen auf die honduranische Wirtschaft, unterstrich Zelaya. So jedoch sei es unmöglich, den Putsch zu beseitigen, warnte der honduranische Präsident.

Erschienen am 15. Augsut 2009 in der Tageszeitung junge Welt