»Indígenas sind nicht die Gärtner der Artenvielfalt«

Gespräch mit Walter Prudencio Magne Veliz. Über die Klimakonferenz in Bolivien, neue Horizonte, neoliberale Umweltschützer und den Aufbau des Sozialismus

Walter Prudencio ­Magne Veliz ist Botschafter des Plurinationalen Staates Bolivien in Berlin.

Am Donnerstag ist in Cochabamba die »Weltkonferenz der Völker über den Klimawandel und die Rechte der Mutter Erde« zu Ende gegangen. Sie wurde von Boliviens Präsident Evo Morales nach dem Scheitern des UN-Klimagipfels in Kopenhagen initiiert. Wie bewerten Sie die Ergebnisse dieses Treffens?

Die Konferenz von Cochabamba war zweifellos ein Erfolg, denn sie hat alle Erwartungen der sozialen Bewegungen und der bolivianischen Regierung übertroffen. Anfangs hatten wir damit gerechnet, daß vielleicht 10000 Menschen zur Konferenz kommen würden. Dann zeichnete sich ab, daß es mehr würden, man sprach von 15000 Menschen. Aber jetzt haben dort über 30000 Menschen teilgenommen, mehr als 142 Länder waren vertreten, fünf Kontinente. Das vermittelt uns eine Idee von der Bedeutung und der Resonanz, der Akzeptanz, die der Aufruf des Präsidenten gefunden hat.

Aber Staatschefs waren nicht viele in Cochabamba…

Staatschefs haben nicht viele teilgenommen, dennoch waren offizielle Vertreter aus 47 Ländern anwesend. Im Mittelpunkt des Aufrufs unseres Präsidenten hat auch immer gestanden, daß sich die Zivilgesellschaft äußern können soll. Wenn die Präsidenten sich nicht einigen können, wie in Kopenhagen, dann müssen uns eben die Menschen den Weg zeigen.

Was sind in Ihren Augen die wichtigsten Ergebnisse des Treffens?

Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört sicherlich das Thema eines Klimagerichtshofes sowie die klare Ablehnung der gentechnischen Veränderung von Pflanzen. Eine klare Forderung ist auch, daß die Diskussionen und Beschlüsse von Cochabamba Teil der Tagesordnung der Klimakonferenz in Cancún werden müssen. Es wurde auch über die Rechte der Mutter Erde diskutiert. Dieses Konzept hat früher keine Berücksichtigung gefunden, aber nun sind die verschiedenen sozialen Bewegungen und Regierungen zu dem Schluß gekommen, daß dies eine entscheidende Frage ist. Und so ergeht aus Cochabamba die Herausforderung an die ganze Welt, darüber zu diskutieren, welches die Rechte der Mutter Erde sind.

Ein solches Verständnis von der Mutter Erde als einer Rechtsperson dürfte in Europa überraschen. Können Sie uns dieses Konzept erklären?

Es gibt sicherlich verschiedene Namen, die den Planeten Erde bezeichnen. Einige bevorzugen das Wort Natur. Wir sprechen von der Mutter Erde, denn für uns ist der Planet ein Lebewesen, das Leben ermöglicht, indem es uns Wasser gibt, das grundlegendste Element. Aus indigener Sicht haben wir eine Mutter Erde und einen Vater Kosmos, und dies erlaubt es uns, in Harmonie zu leben. Mutter Erde ist verbunden mit der Ethik des Aynis, das Ergänzung und Reziprozität bedeutet, und das Vivir Bien, was gutes Leben, in Würde leben heißt. Diese Idee gründet sich in der kosmischen Vision der Indígenas.

Halten Sie es für realistisch, daß die Forderung nach einem Klimagerichtshof realisiert werden könnte?

Wichtig sind zuerst einmal die Arbeitshorizonte, die wir uns vorgenommen haben. Der Klimagerichtshof ist sehr wichtig als ein Horizont, und was wir in Cocha­bamba formuliert haben, sind Horizonte, Ziele für die Zukunft. Die Dinge lassen sich nicht per Dekret ändern, sondern es muß neue Arbeitshorizonte geben, die von den sozialen Bewegungen und den neuen Generationen angenommen werden. In diesem Sinne ist der Klimagerichtshof ein Vorschlag an die heutige Gesellschaft.

Wie kann der nötige Druck aufgebaut werden, damit diese Forderungen nicht nur am Horizont erscheinen, sondern auch erreicht werden können?

Wichtig ist, daß jeder Vertreter aus jedem Land in seiner jeweiligen Heimat zu einem Multiplikator der Schlußfolgerungen wird. Das bedeutet, daß eine Form von gesellschaftlichem Netzwerk zur Verteidigung der Rechte der Mutter Erde entsteht und führt schließlich dazu, daß die Gesellschaft in Asien, in Europa, in Afrika, in Lateinamerika gründlich darüber informiert wird, was bei dem Treffen diskutiert wurde.

In Cochabamba tauchte auch der Vorschlag auf, hier alle zwei Jahre wieder zusammenzukommen. Wird die Konferenz so nicht zu einer Konkurrenz für andere Treffen, zum Beispiel für das Weltsozialforum?

Nein, das glaube ich nicht. Was in Cocha­bamba diskutiert wurde, ist nicht nur eine politische Sichtweise auf bestimmte Gesellschaftsmodelle, sondern es wird ein Thema von Grund auf erörtert: das Leben des Planeten. Hier liegt ein klarer Unterschied, es gibt einen anderen Ausgangspunkt. Die Frage ist: Leben wir in Harmonie mit der Natur, oder beherrschen wir die Natur? In Cochabamba wurde an der Erkenntnis gearbeitet, daß es notwendig ist, sich ergänzend und in Harmonie mit der Natur, in Gegenseitigkeit mit der Mutter Erde zu leben. Das ist die Philosophie. Die Sozialforen haben dagegen ihre eigenen aktuellen Forderungen, während das Forum von Cochabamba eher eine Arbeit an den Horizonten der Zukunft ist, eine Suche nach einer anderen ethischen Grundlage für das (Zusammen-)Leben.

Wo berühren sich diese Bewegung und die Bolivarische Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA), die ja zu Beginn der Woche und damit nur kurz vor dem Beginn der Konferenz von Cochabamba, ihr neuntes Gipfeltreffen durchgeführt hat?

Auch bei der ALBA geht es um andere ethische Grundlagen in der internationalen Zusammenarbeit. Es darf nicht alles Handel sein, es muß auch solidarischen Austausch geben. Nicht alles läßt sich mit einer vereinfachten Sichtweise von paternalistischer Entwicklungshilfe lösen. So hat Ecuador zum Beispiel klar auf die Bestrafung geantwortet, die es erlitten hat, weil es die Vereinbarung von Kopenhagen nicht unterschreibt. Die USA haben Ecuador 2,5 Millionen Dollar entzogen, aber Ecuador hat geantwortet, daß es selbst den USA diese Summe geben würde, wenn sie sich unseren Vorschlägen anschließen würden und das Kyoto-Protokoll unterzeichen. Das ist die Würde der Völker Lateinamerikas. Wir lassen uns nicht vom Geld bestimmen, unsere Perspektive ist eine andere. In diesem Sinne glaube ich, daß die ALBA-Länder auch den Weg zu neuen Horizonte beleuchten. In den Abkommen der ALBA herrschen Humanismus und Solidarität vor, und zwar tatsächlich und nicht bürokratisch oder kommerziell. Vergessen wir nicht, daß ein großer Teil der traditionellen Entwicklungshilfe, so wie wir sie jetzt bekommen, eigentlich ein Geschäft derer ist, die sich mit den daraus finanzierten Projekten eine goldene Nase verdienen, also eine Beratungsindustrie fördert und nicht die Entwicklung unserer Länder vorantreibt. ALBA hingegen bedeutet Hilfe mit Ärzten und mit Lehrern, die unsere Völker vom Analphabetismus befreien. Diese Form der Kooperation fördert die Souveränität der Gesellschaften. Die Beziehungen zwischen Ländern müssen gleichberechtigt sein und sich auf Würde und den Respekt für die jeweiligen Kulturen gründen, ohne immer die eigenen Partikularinteressen zu verfolgen. Das ist die Stärke der ALBA.

Im Abschlußdokument des ALBA-Gipfels in Caracas wird – ich glaube zum ersten Mal in einem offiziellen Dokument der Bolivarischen Al­lianz– Bezug auf den Aufbau des Sozialismus genommen. An was für ein Sozialismus ist dabei gedacht?

Sozialismus kann eine Phase auf dem Weg zum Erreichen des Horizontes sein, den wir als das »Gut Leben« bezeichnen. Dieses »Gut Leben« ist für die andine und Aymara-Kultur eine Philosophie und ein Ziel. Wir haben gesagt, wir sind mit dem Sozialismus in dem Sinne einverstanden, daß die Reichtümer eines Landes auf die gesamte Bevölkerung umverteilt werden müssen, und diese Umverteilung muß transparent verlaufen. Wir wollen nicht, daß die Möglichkeiten zur Beteiligung weiter nur in den Händen einer Politiker­elite liegen.

Auch die Regierungen der ALBA-Staaten stehen häufig vor einem Konflikt zwischen der Entwicklung der Infrastruktur und der Industrie ihrer Länder einerseits und andererseits dem Schutz der Umwelt und den Rechten der indigenen Völker. Wie kann dieser Widerspruch aufgelöst werden?

Wir dürfen nicht übersehen, daß es auch neoliberale Indígena-Bewegungen gibt, und auch neoliberale Umweltschutzbewegungen. Neoliberale Stiftungen aus dem Westen sind in unseren Ländern präsent und handeln aus ihrer eigenen Perspektive, wonach die Indígenas Südamerikas Ausstellungsstücke in Museen sind, oder vielleicht Gärtner der Artenvielfalt. Hier gilt es zu differenzieren, und hieraus entstehen die Probleme. Viele neoliberale Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen arbeiten für einen Neokolonialismus. Hier müssen wir ganz klar sehen, daß es ein neues Bewußtsein der indigenen Völker und der Zivilgesellschaft gibt, die von einer Philosophie des »Gut Lebens« ausgehen. Das bedeutet nicht, im Luxus zu leben, sondern im Ausgleich mit der Natur, in Harmonie mit der Mutter Erde. Das ist aber eine vollkommen andere Sichtweise als dieser neoliberale Indigenismus oder Ökologismus.

Meinen Sie damit solche Kampagnen wie die in Europa betriebene, ein Stück Regenwald zu kaufen, um seine Abholzung oder Brandrodung zu verhindern?

Diese Kampagnen entsprechen einer alten Sichtweise, wonach die Indígenas die Natur nicht schützen können, und daß man ihnen beibringen müsse, die Prinzipien einzuhalten, die aus den europäischen kulturellen Erfahrungen stammen. Aber es gibt doch eine ganze europäische Geschichte, aus der dieses Gesellschaftsmodell entstanden ist. Bevor hier die Menschenrechte festgelegt wurden, mußten erst mal zwei Weltkriege vorübergehen. Das ist eine andere Erfahrung als unsere. Wir haben den Kolonialismus erlebt, deshalb ist unsere Sichtweise auf die lateinamerikanische wie auf die europäische oder auch die asiatische Gesellschaft eine andere. Auf der Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen hat jede Gesellschaft auch ihre eigenen Mythen geschaffen, und diese Mythen dienen dazu, die Welt zu ordnen. Es wurden Rituale geschaffen, die dazu dienen, eine Ordnung der Welt zu legitimieren. Europa hat sich seine eigenen Mythen und Gesellschaftshorizonte geschaffen und wird sie verteidigen, und das mit Recht. Aber auch wir haben unsere Art und Weise, die Welt zu sehen und miteinander umzugehen.

Einige politische Strömungen werfen der bolivianischen Regierung vor, den früheren Kolonialismus nun mit einer eigenen Form von Rassismus zu beantworten, einem indigenen Rassismus…

Aus einer historischen Perpektive ist die Frage doch: Wann ist der Rassismus entstanden und wer hat ihn erfunden? Und wer hat ihn praktiziert? Das waren die Kolonialherren, die in unsere Länder gekommen sind und sagten, die Indios sind minderwertig. Daraus entstand und entwickelte sich das Konzept des Rassismus. Im Wortschatz der Indígenas gibt es das Wort Rassismus überhaupt nicht. Wenn wir anthropologisch gründlich untersuchen, was die indigene Kultur ist, werden wir feststellen, daß sie in einem sehr weiten Sinne einbeziehend ist. Für uns ist es wichtig die Komplementarität zu praktizieren, das heißt ganzheitlich zu sein. Wenn zum Beispiel jemand eine Lebensgefährtin sucht, dann will er eine finden, die ihn ergänzt, mit der er sein ganzes Leben lang Gegenseitigkeit aufbauen kann. Das ist ein völlig anderer ethischer Rahmen, als es ihn hier gibt. Und auch auf der Ebene der Völker suchen wir immer nach gegenseitiger Ergänzung, gegenseitiger Bereicherung, damit wir gut mit dem anderen Volk leben können.

Mehrere Regierungen von ALBA-Staaten sollten schon gestürzt werden. Es gab den Staatsstreich in Bolivien vor anderthalb Jahren, in Venezuela vor acht Jahren und 2009 den Putsch in Honduras. Wie können sich die fortschrittlichen Regierungen und die sie tragenden Bewegungen vor solchen Umstürzen schützen?

Das Bewußtsein der Völker und die gesellschaftliche Kontrolle der Regierungen durch die Völker werden dafür sorgen, daß sie an der Macht bleiben. Für meine Regierung zum Beispiel ist die Transparenz die große Herausforderung. Bei den letzten Wahlen hat Evo Morales 64 Prozent der Stimmen gewonnen. Das bedeutet große Verantwortung. Deshalb hat Evo Morales sein Versprechen umgesetzt und ein Transparenzministerium eingeführt, das gegen die Korruption kämpft. Und solche Einrichtungen werden in jedem Ministerium geschaffen. Alle sozialen Bewegungen, alle Teile der öffentlichen Meinung haben Zugang zu den Bilanzen über den Umgang mit den Ressourcen, über die jedes Ministerium oder jede regierungsabhängige Institution verfügt. Das ist von grundlegender Bedeutung, denn wenn wir nicht transparent sind, werden wir diese 64 Prozent Vertrauen nicht behalten können. Es ist natürlich richtig, daß es auch eine Perspektive der Destabilisierung gegen die Regierungen der ALBA-Mitgliedsländer gibt, denn die Kräfte der Rechten sind weltweit lebendig. Sie haben ihren eigenen Lebenshorizont, ihre eigene Lebensphilosophie, und sie haben viel Erfahrung. In der Frage der Macht sind wir Neulinge, aber sie herrschen seit mehr als 500 Jahren. Ihre Machtstrukturen haben sich sehr stark differenziert. Demgegenüber ist unsere Stärke, in unserem ethischen Rahmen und transparent zu bleiben und die Forderungen des Volkes in Lösungen zu verwandeln.

Ein solches Konzept bedeutete auch im Falle Boliviens grundlegende Veränderungen im diplomatischen Dienst. Auch Sie sind kein Karrierediplomat…

Es hat in den verschiedenen Ländern immer unterschiedliche Formen gegeben, den diplomatischen Dienst aufzubauen. In unserem Fall hat es bedeutende Veränderungen gegeben. Es stimmt, ich bin kein Berufsdiplomat, und ich hätte mir nie träumen lassen, einmal Botschafter zu sein. Ich habe zuvor in der Universität gearbeitet, aber der Präsident hat mich eingeladen, in den diplomatischen Dienst zu gehen. Ich habe Kunst praktiziert, aber eines Tages habe ich bei Sartre die Frage gelesen »Welchen Wert hat Kunst, wenn es Kinder gibt, die an Hunger sterben?« Danach habe ich Gandhi, Martin Luther King und andere gelesen, auch Schriften von Frauen meines Landes, wie Bartolina Sisa, Juana Azurduy, Domitila Chungara und andere Frauen wie Mercedes Sosa, Rigoberta Menchu, und darüber, was sie für ein friedliches und würdiges Leben geführt haben. Ich habe viel gelernt. Ich habe im akademischen Bereich nach Lösungen gesucht, damit wir eine neue Generation von Fachleuten in unserem Land haben. So habe ich also eigentlich einen akademischen Hintergrund, bin aber mit meinen Kollegen nun hier, um in aller Bescheidenheit das bolivianische Volk zu vertreten.

Die Umstellung eines so komplexen Bereichs wie des diplomatischen Dienstes hat sicherlich viele Schwierigkeiten verursacht?

Die Regierung hat immer die Arbeit der Diplomaten im Ausland respektiert. Obwohl sich Präsident Evo Morales und die Minister ihre Gehälter gekürzt haben, sind die im diplomatischen Dienst nicht angetastet worden. Es hat allerdings Anpassungen im Bereich der Repräsentationskosten gegeben. Auch die Personen, die eine diplomatische Berufslaufbahn eingeschlagen hatten, sind respektiert worden. Allerdings hat der Präsident von den diplomatischen Vertretungen eingefordert, daß sie die Politik der Regierung und die Philosophie des Veränderungsprozesses reflektieren müssen. Dazu hat er Fachleute aus den verschiedenen Bereichen eingeladen, und ich habe diese Herausforderung in aller Bescheidenheit akzeptiert. Wenn ich im Gespräch mit deutschen Akademikern, Fachleuten oder Politikern bin, merke ich, daß dies eine konstruktive Erfahrung ist. Unsere Sichtweise unterscheidet sich vielleicht von der eines Berufsdiplomaten, denn wir sagen, unsere Arbeit muß eine Diplomatie des Volkes sein. Das bedeutet, mit Basisorganisationen dieser Gesellschaft zu sprechen, mit Universitätsprofessoren, mit Politikern, mit Technikern, also mit den verschiedenen sozialen Schichten, die die deutsche Gesellschaft hat, und ihnen zu vermitteln, was dieser Veränderungsprozeß in Bolivien bedeutet. Das ist unsere Herausforderung, und deshalb beschränken wir uns nicht darauf, an festgelegten Veranstaltungen teilnehmen zu müssen, sondern wir wollen diese Gesellschaft so verstehen, wie sie ist.

Sie haben Ihr Amt im September 2006 angetreten. Welches sind seither Ihre Erfahrungen? Verstehen die Deutschen den Veränderungsprozeß in Bolivien?

Sie verstehen ihn, haben aber auch ihre Kritikpunkte. Wir haben immer gesagt, daß wir auch die Kritik brauchen. Die Antworten auf die eigenen Ansichten müssen nicht immer ein Spiegelbild der eigenen Worte sein. Man muß Kritik aufnehmen und analysieren und davon ausgehend im Prozeß voranschreiten. Natürlich gibt es unterschiedliche Sichtweisen, ich habe meine und verteidige sie. Anthropologisch gesehen vertrete ich eine Kultur, die Tausende Jahre harmonischer Beziehungen mit der Natur verkörpert, wo die Kokablätter, Berge und Wasserquellen heilig sind. Das haben wir nun nach 500 Jahren begonnen wiederaufzubauen. Es ist wichtig, bekannt zu machen, daß es andere Perspektiven auf die Welt und Alternativen zu dieser kapitalistischen Gesellschaft gibt. Das Leben ist Ergänzung und Reziprozität. Die Mutter Erde ist krank, aber lebendig, und wir sollten etwas tun, um die Vielfalt des Lebens zu erhalten. Deswegen ist die Konferenz in Cochabamba so wichtig gewesen.

Erschienen am 24. April 2010 in der Tageszeitung junge Welt