Revolution der Bürger

Zehn Jahre lang, von 1996 bis 2006, konnte kein Präsident in Ecuador seine Amtszeit zu Ende bringen. Die vom Internationalen Währungsfonds verlangte neoliberale Wirtschaftspolitik oder auch die Abschaffung der eigenen nationalen Währung im Jahr 2000 und die Übernahme des US-Dollars als Zahlungsmittel führten immer wieder zu Aufständen und Massenprotesten, über die ein Präsident nach dem anderen stolperte.

Seit Januar 2007 amtiert in Quito nun der linke Präsident Rafael Correa. Auch er konnte seine Amtszeit nicht wie ursprünglich vorgesehen zu Ende bringen, aber der Grund dafür war die von ihm selbst getragene Entwicklung. Im vergangenen September wurde in Ecuador eine neue Verfassung verabschiedet, und dadurch wurde es notwendig, alle durch Wahlen vergebenen Ämter neu zu besetzen, von Kommunalabgeordneten und Bürgermeistern bis hin zum Präsidenten.

Correa konnte sich bei dieser Wahl nicht nur mit großem Abstand gegen alle anderen Kandidaten durchsetzen, er ist auch der erste Kandidat seit 30 Jahren, dem es gelang, bereits im ersten Wahlgang gewählt zu werden. In Ecuador ist – wie in den meisten Staaten Lateinamerikas – ein zweiter Wahlgang vorgesehen, wenn kein Kandidat 50 Prozent der Stimmen erreicht.

Mit neuem Mandat und neuer Verfassung steht Correa, der im Wahlkampf auch von der Kommunistischen Partei Ecuadors unterstützt wurde, nun vor der Aufgabe, seinen Versprechen von einer „Revolution der Bürger“ und einem „Sozialismus des XXI. Jahrhunderts“ Taten folgen zu lassen. Seine zunehmend enge Zusammenarbeit mit dem von Kuba und Venezuela geführten Staatenbund ALBA und die in diesem Rahmen vereinbarten Initiativen wie der Arbeit an einer gemeinsamen lateinamerikanischen Währung unter den Namen Sucre (was wohl nicht ganz zufällig dem Namen der 2000 abgeschafften Währung Ecuadors entspricht) deuten dabei bereits in die richtige Richtung,

Erschienen am 1. Mai 2009 in der Wochenzeitung UZ – Unsere Zeit