Religiöse Kopfbedeckung des Tages: Nudelsieb

Niko Alm hat endlich seinen Führerschein. Drei Jahre hat der Österreicher auf das Dokument gewartet, und das nicht etwa, weil die Behörden in der Alpenrepublik noch langsamer arbeiten als ihre Kollegen hierzulande. Doch Alm bestand darauf, auf dem amtlichen Dokument mit einer seiner Religion entsprechenden Kopfbedeckung abgebildet zu werden. Er berief sich dabei auf eine vom damalige Verkehrsminister Hubert Gorbach herausgegebene Broschüre, in der erklärt wurde, daß das Foto für den Führerschein ohne Kopfbedeckung sein müsse – mit Ausnahme einer »konfessionellen«.

Alm, der ansonsten Vorsitzender des österreichischen »Zentralrates der Konfessionsfreien« ist, verwies gegenüber den Beamten auf seine Zugehörigkeit zur Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters. Er wolle deshalb passenderweise mit einem Nudelsieb auf dem Kopf abgebildet werden. Der »Pastafari« ließ sich entsprechend fotografieren und erschien mit dem Küchenutensil über den strubbeligen Haaren bei der Behörde. Der zuständige Beamte habe nichts gesagt, berichtete Alm schmunzelnd dem Wiener Standard, aber er habe dann einen Telefonanruf erhalten, wonach sein Fotowunsch nicht umsetzbar sei. Statt des Führerscheins bekam er eine Vorladung zum Amtsarzt, der ihm jedoch die psychische Befähigung zum Lenken eines Fahrzeugs anstandslos bestätigte. Die Behörde bestreitet dies. Am Mittwoch teilte sie mit, der Führerschein sei ausgestellt worden, weil Alms Gesicht vollständig zu erkennen gewesen sei. Das Dokument sei seit 2009 fertig gewesen, aber nicht abgeholt worden.

Der »Pastafarianismus« wurde 2005 vom US-amerikanischen Physiker Bobby Henderson gegründet. Er reagierte damit auf den wachsenden Einfluß der Kreationisten in den USA, die unter Berufung darauf, daß dies ihr Glaube sei, eine gleichberechtigte Behandlung der biblischen Schöpfungslehre und der Evolutionstheorie in den Schulen verlangen.

Erschienen am 14. Juli 2011 in der Tageszeitung junge Welt