Putschisten, verpißt euch

Ein bewaffnetes und vermummtes Kommando der honduranischen Streitkräfte stürmte am vergangenen Sonntag in den frühen Morgenstunden die Residenz des Präsidenten Manuel Zelaya. Ohne ihm auch nur Zeit zu geben, seinen Schlafanzug gegen andere Kleidung auszutauschen, verschleppten sie den Staatschef zunächst auf eine Luftwaffenbasis in der Hauptstadt Tegucigalpa und brachten ihn wenig später nach Costa Rica. Noch im Pyjama wandte sich Zelaya dort auf dem Flughafen in einer improvisierten Pressekonferenz an die Weltpresse und verurteilte den Staatsstreich in seinem Land. An seiner Seite saß Costa Ricas Präsident Oscar Arias, das erste Zeichen einer internationalen Solidaritätswelle, die seither mit Resolutionen, dem Abzug diplomatischer Vertreter und Sanktionen Druck auf die Putschisten ausübt. Besonders zeichneten sich dabei die Mitglieder der Bolivarischen Allianz ALBA aus, deren Mitglied Honduras im vergangenen Jahr geworden war.

In Honduras selbst versuchten die Putschisten, den Anschein von Normalität zu erwecken. Der Kongreß trat zusammen, erklärte Zelaya »einstimmig« für abgesetzt und bestimmte an seiner Stelle den bisherigen Parlamentspräsidenten Roberto Micheletti zum neuen Staatschef. Nur die Abgeordneten der linken Partei »Demokratische Vereinigung« (UD) und ein knappes Dutzend Vertreter der Liberalen Partei Zelayas verweigerten sich dieser Farce. Der Oberste Gerichtshof erklärte, die Militärs hätten beim Überfall auf die Präsidentenresidenz in seinem Auftrag gehandelt, weil ein Haftbefehl gegen Zelaya vorgelegen habe.

Die Hauptrolle spielen – weitgehend unbeachtet von den hiesigen Medien – seit dem vergangenen Sonntag jedoch Zehntausende Menschen, die in ganz Honduras auf die Straße gehen, um die Rückkehr des rechtmäßigen Präsidenten zu fordern. Von den Militärs geschlossene Radiostationen gingen aus der Illegalität wieder auf Sendung, die Gewerkschaften riefen zu einem unbefristeten Generalstreik auf und auf den zentralen Plätzen der Hauptstadt standen sich Tausende von Menschen Auge in Auge mit den schwer bewaffneten Soldaten gegenüber. Es kam zu brutalen Übergriffen auf die Protestierenden und zahlreichen Verhaftungen. Das Parlament hob die verfassungsmäßigen Grundrechte auf und erlaubte so unter anderem willkürliche Verhaftungen und Razzien.

An diesem Wochenende will Manuel Zelaya trotz der Drohung der Putschisten, ihn zu verhaften, nach Honduras zurückkehren, wo er von Zehntausenden Menschen erwartet wird.

Erschienen am 4. Juli 2009 in der Wochenendbeilage der Tageszeitung junge Welt