Putschgewinnler des Tages: Porfirio Lobo

Seine Jugendsünden hat er lange hinter sich gelassen, und an seinen Besuch der Patrice-Lumumba-Universität in Moskau mag er nicht so gerne erinnert werden. Obwohl er nun zur am weitesten rechts stehenden Partei von Honduras, den Nationalisten (PN), gehört, wird dem Oligarchensohn und Großgrundbesitzer von seinen Gegnern seine linke Vergangenheit noch immer vorgehalten. Elvin Santos, der mit Lobo um das Präsidentenamt konkurriert hatte, nannte ihn sogar die – nach ­Zelaya – »zweite Wahl von Chávez«. Zumal Lobo zunächst offengelassen hatte, ob Honduras unter seiner Führung aus der Bolivarischen Allianz ALBA austreten würde, in die der am 28. Juni gestürzte Manuel Zelaya das zentralamerikanische Land geführt hatte.

Recht geschickt hatte sich Lobo nach dem Putsch mit Äußerungen zu den Ereignissen zurückgehalten. Und noch am Sonntag versuchte er, den Staatsstreich als eine innerparteiliche Auseinandersetzung der politischen Konkurrenz darzustellen: »Ich gehöre weder zu den einen noch zu den anderen. Das sind Probleme der und zwischen den Liberalen. Wir sind die Opposition, und unser Ziel ist, dem honduranischen Volk zu helfen.« In seinem offiziellen Lebenslauf präsentierte er auch weiterhin stolz seine Mitgliedschaft im Menschenrechtskomitee CODEH, obwohl dieses sich auf die Seite der Demokratie gestellt und nun auch zur Nichtanerkennung der Wahlfarce vom Sonntag aufgerufen hat.

Seit Sonntag abend nennt sich der 1947 geborene Latifundista nun »gewählter Präsident« von Honduras. Bei der unter Kontrolle der Putschisten durchgeführten Abstimmung konnte er sich den offiziellen Zahlen zufolge mit 57,16 Prozent der Stimmen gegen Santos durchsetzen. Die meisten Regierungen Lateinamerikas verweigern ihm jedoch die Anerkennung, und der noch bis Januar rechtmäßige Präsident Manuel Zelaya forderte die Annullierung der Wahl.

Erschienen am 1. Dezember 2009 in der Tageszeitung junge Welt