Psychokrieg gegen Venezuela

Ismael García will nachlegen. »In den nächsten Tagen« werde man eine weitere Tonaufnahme des venezolanischen Fernsehmoderators Mario Silva präsentieren, die bei einem Gespräch mit einem Offizier des kubanischen Geheimdienstes entstanden sei, erklärte der Oppositionspolitiker am Donnerstag (Ortszeit) in Caracas im Fernsehsender Globovisión. García, der Vorsitzender der Rechtspartei »Avanzada Progresista« ist, hatte schon am 20. Mai bei einer Pressekonferenz in Caracas eine Aufnahme präsentiert, auf der die Gesprächspartner zu hören sein sollen, wie sie schwere Vorwürfe gegen hochrangige Vertreter der Regierung erheben. So sei Parlamentspräsident Diosdado Cabello in illegale Geschäfte verwickelt, hieß es.

 

Mario Silva, der neun Jahre lang das Fernsehmagazin »La Hojilla« moderiert hatte, in der er sich polemisch mit der Propaganda der rechten Opposition auseinandersetzte, weist die Vorwürfe zurück. Es handle sich um eine Fälschung und sei vermutlich aus Material zusammengeschnitten worden, daß es aus seiner TV-Moderation in großer Menge gibt. Sollte García tatsächlich eine zweite Aufnahme präsentieren, werde er die Aufhebung von dessen Immunität als Parlamentsabgeordneter beantragen, um Strafanzeige erstatten zu können. Die venezolanische Generalstaatsanwaltschaft untersucht den Fall bereits. Mario Silva selbst hat angekündigt, die Ermittler unterstützen zu wollen und »aus Gesundheitsgründen« zunächst auf die Moderation seiner Sendung verzichten zu wollen. Inzwischen hat das staatliche Fernsehen VTV die Sendung offiziell abgesetzt und in den Abendstunden zwei neue Formate ins Programm genommen. Bei Silvas Unterstützern hat das für Empörung gesorgt. Um zu belegen, wie einfach solche Dateien zu fälschen sind, haben sie im Internet eigene Audiodateien veröffentlicht, in denen etwa Oppositionsführer Henrique Capriles mit Lobeshymnen auf Venezuelas Präsident Nicolás Maduro zu hören ist.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro warnte am Donnerstag vor einer »schmutzigen Kampagne« der rechten Opposition, die von der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá aus gegen Venezuela geführt werde. Ziel sei, die revolutionären Kräfte zu spalten und Cabello »moralisch zu ermorden«. Er rief die Sicherheitskräfte und die Armee des Landes zu erhöhter Wachsamkeit auf, weil die Putschisten versuchten, Auftragsmörder zu engagieren, um Anschläge in Venezuela zu begehen. Er habe Beweise dafür, daß sich am Mittwoch der frühere kolumbianische Präsident Álvaro Uribe Vélez und Roger Noriega, der unter US-Präsident George W. Bush Assistant Secretary im US-Außenministerium gewesen war und als Gewährsmann der CIA gilt, in Bogotá mit Vertretern der »faschistischen Rechten« Venezuelas getroffen hätten. Am gleichen Tag war Capriles vom amtierenden kolumbianischen Staatschef Juan Manuel Santos zu einem »privaten Gespräch« empfangen worden (jW berichtete).

Erschienen am 1. Juni 2013 in der Tageszeitung junge Welt