Polizist inhaftiert

Der Tod eines jugendlichen Demonstranten während einer regierungsfeindlichen Protestaktion im Westen Venezuelas heizt die angespannte Lage in dem südamerikanischen Land weiter an. Der 14jährige Kluibert Roa Núñez hatte sich am Dienstag an einer Kundgebung in der Provinzhauptstadt San Cristóbal beteiligt, in deren Verlauf vermummte Teilnehmer Barrikaden errichteten und die anrückende Polizei provozierten. Einer der Beamten feuerte daraufhin Medienberichten zufolge Hartgummigeschosse auf die Demonstranten ab. Eine der Kugeln traf den Jugendlichen am Kopf. Trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen konnten die Ärzte im Krankenhaus nur noch seinen Tod feststellen.

Die venezolanische Regierung verurteilte umgehend das Vorgehen der Polizei und sprach von »Mord«. Innenministerin Carmen Meléndez teilte mit, dass der Offizier, der die tödlichen Schüsse abgegeben haben soll, festgenommen worden sei. Er sei geständig und müsse sich nun vor dem Gesetz verantworten. »Es wird keine Straffreiheit geben«, versprach die Ministerin. Sie drückte den Angehörigen und Freunden des Getöteten ihr Beileid aus und rief zugleich die Bevölkerung der Region zu Ruhe und Frieden auf. »Wir möchten unsere Studenten und unser gesamtes Volk an die Ereignisse erinnern, die wir im vergangenen Jahr erlebt haben und die Trauer über so viele Familien gebracht haben«, warnte sie vor einer Wiederholung der Gewaltwelle, die 2014 offiziellen Angaben zufolge 43 Menschenleben gefordert hatte.

Auch Venezuelas Präsident Nicolás Maduro verurteilte das Geschehen. »Ich möchte den Eltern eines Jungen, der ermordet worden ist, mein Mitgefühl aussprechen.« Die Polizisten hätten sich von den Gewalttätern provozieren lassen, das könne nicht hingenommen werden.

In Caracas informierten ebenfalls am Dienstag (Ortszeit) Vertreterinnen der Frauenbewegung »Clara Zetkin« über den Tod einer führenden Aktivistin ihrer der Kommunistischen Partei Venezuelas nahestehenden Organisation. Juana Tovar, die unter anderem Sprecherin des Kommunalen Rates in ihrer zum Bundesstaat Aragua gehörenden Gemeinde Las Clavellinas gewesen war, sei Opfer eines »gemeinen Mordes« geworden, erklärte die regionale Chefin des Frauenverbandes, Ana Angola, bei einer Pressekonferenz. Die näheren Hintergründe des Verbrechens sind noch unklar.

Erschienen am 26. Februar 2015 in der Tageszeitung junge Welt