Mit der »Guayas« um die Welt

Die »Botschafter ohne Grenzen« befinden sich inzwischen seit mehr als drei Monaten auf einer Reise rund um den Globus. Am 12. Mai setzte das ecuadorianische Segelschulschiff »Guayas« in ihrem Heimathafen Guayaquil die Segel und machte sich auf den langen Trip, der sie Anfang März 2016 wieder an ihren Ausgangspunkt zurückbringen soll. Nach Stopps in Panama, Havanna, New York, Belfast und mehreren skandinavischen Orten legte der Dreimaster aus Anlass der »Sail« am 12. August in Bremerhaven an. Bei einem Empfang an Bord rief Ecuadors Botschafter in Deutschland, Jorge Jurado, die 180 Besatzungsmitglieder der »Guayas« ebenso wie die mehr als 100 geladenen Gäste auf, Ecuadors Kampf um soziale Gerechtigkeit zu unterstützen – »für eine Zukunft, in der alle die Möglichkeit haben, sich zu verwirklichen, und nicht mehr nur kleine Teile der Bevölkerung«.

Für die jungen Seeleute, die auf der »Guayas« ihre Ausbildung absolvieren, hat sich diese Möglichkeit bereits erfüllt. Eine junge Frau, die seit Mai an Bord ist und erst Ende Oktober in Doha abgelöst werden wird, erzählte im Gespräch mit junge Welt begeistert davon, wie sie den Atlantik überquerten: »Unser Meer ist eigentlich der Pazifik, und wir hatten uns den Atlantik viel unruhiger vorgestellt, aber wir hatten Glück.« Den Kontakt nach Hause hält sie durch gelegentliche Anrufe. Auch Internet gibt es an Bord, wenn auch eingeschränkt. Zumindest erfahren die Angehörigen über Facebook regelmäßig, wenn die Crew wieder heil und gesund einen Hafen erreicht hat. Auf unsere Frage, ob denn die harte Ausbildung auf einem Segelschiff noch zeitgemäß sei, antwortete sie energisch: »Wo könnte man besser den Umgang mit Wind und Wasser lernen als auf einem Windjammer?«

An diesem Wochenende liegt die »Guayas« in Amsterdam. Vor der Mannschaft liegt dann die Passage über Portugal und Spanien durch das Mittelmeer nach Italien und Griechenland, bevor es durch den Suezkanal und schließlich durch den Pazifischen Ozean geht. Nach Malaysia, Indonesien, Australien und Neuseeland winkt dann vertrautes Land: Südamerika.

Erschienen am 22. August 2015 in der Tageszeitung junge Welt