Merkwürdige Veranstaltung

Elena Linarez ist wütend. »Es ist doch merkwürdig, daß sie hier erzählen, daß die Veranstaltung von einer Nichtregierungsorganisation in Deutschland organisiert wird, und in Deutschland sagen sie, daß sie hier von der Frauenbewegung ›Ana Soto‹ veranstaltet wird«, sagt die Vorsitzende der venezolanischen Frauenorganisation »Clara Zetkin« gegenüber junge Welt . Gemeint ist die »Weltkonferenz der Basisfrauen«, die Anfang März in Venezuela stattfinden soll. Gerechnet wird von den Veranstaltern offiziell mit Teilnehmerinnen aus 30 Ländern, aus Deutschland haben sich demzufolge bislang rund 200 Frauen angemeldet. Doch in Venezuela selbst spielt die Konferenz praktisch keine Rolle, weder in den Medien, noch im Regierungsapparat oder in den politischen Organisationen. »Das Frauenministerium unterstützt sie nicht, und auch wir sind politisch mit der Konferenz nicht einverstanden. Wir sind Teil der Internationalen Demokratischen Frauenföderation und gegen die Spaltung der weltweiten revolutionären und Volksbewegung«, so Linárez, die auch dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Venezuelas (PCV) angehört.

Tatsächlich ist verwunderlich, daß eine lediglich regional in dem im Nordwesten Venezuelas gelegenen Bundesstaat Lara präsente Gruppe, die erst vor drei Jahren – und damit unmittelbar vor Beginn der Vorbereitungen für die »Weltfrauenkonferenz« – gegründet wurde, nun eine internationale Veranstaltung durchführt, die nach eigenen Prognosen »Tausende« Menschen zusammenbringen soll. Daß man erst Ende Januar in der Lage war, die Bolivarische Universität in Caracas als Austragungsort bekanntzugeben, deutet auf größere organisatorische Schwierigkeiten hin. Vor allem scheint es auch mit der Mobilisierung in anderen Ländern zu hapern. So beklagt das deutsche »Nationale Vorbereitungskomitee« einen Monat vor Beginn der Veranstaltung, es stehe »in keinem Verhältnis, wenn z.B. die Frauen aus den Philippinen nur eine Frau schicken und für eine weitere kein Geld zur Verfügung steht. Oder wenn weitere Frauen aus Ecuador nicht kommen können, weil sie sich die bislang zur Verfügung gestellten Massenquartiere nicht leisten können. Oder wenn wir aktuell Frauen aus Tunesien oder Ägypten gewinnen wollen, dafür aber keine weiteren Mittel aufgebracht werden können.« Die offizielle Homepage der »Weltfrauenkonferenz« benennt bis heute erst ganze sieben Unterstützerinnen für die Konferenz aus Südamerika und keine einzige aus Mittel- oder Nordamerika. Aus ganz Afrika und Asien sind es jeweils vier, aus dem Mittleren Osten nur eine einzige. Hingegen führt die Liste nicht weniger als 167 Unterzeichnerinnen aus Deutschland auf. Hierzulande sind es nahezu ausschließlich die »Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands« (MLPD) und ihr Umfeld, die für die Konferenz werben.

Die »Frauenbewegung Ana Soto« war zu einer Stellungnahme gegenüber jW nicht bereit. Auf Nachfrage verwies die Gruppe lediglich auf ihren Internetblog, der alles Wissenswerte enthalte. Tatsächlich enthält dieser jedoch nicht viel mehr als begeisterte Berichte darüber, wie toll die Vorbereitungen laufen, vor allem Dank der Hilfe aus Deutschland, von wo bereits zwei »internationale Brigaden« eingetroffen seien.

Erschienen am 7. Februar 2011 in der Tageszeitung junge Welt