Korruptionsbekämpfer des Tages: Luis Almagro

So sieht enttäuschte Liebe aus: Luis Almagro, seines Zeichens Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und wutschnaubender Gegner von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro, forderte am Freitag (Ortszeit) über Twitter die »zuständigen Behörden« auf, Ermittlungen zu den »schwerwiegenden Vorwürfen« aufzunehmen, die zuvor das Onlineportal Panam Post gegen Rossana Barrera und Kevin Rojas erhoben hatte. Die beiden sind nicht irgendwelche Halunken, sondern offizielle Repräsentanten des selbsternannten »Übergangspräsidenten Venezuelas«, Juan Guaidó, in Kolumbien. Dem von Guaidó unterzeichneten Beglaubigungsschreiben zufolge sollten sie sich um die Belange der Venezolaner kümmern, die in Kolumbien »Schutz und Hilfe« bräuchten.

»Schutz und Hilfe« gewährten die beiden offenkundig vor allem sich selbst. Panam Post veröffentlichte zahlreiche Rechnungen und andere Belege, die zeigen, wie sie sich ein Leben in Saus und Braus genehmigten. Die Mittel dafür stammten aus der »humanitären Hilfe« für die »notleidenden Venezolaner«. Gleichzeitig beschwerten sich die in Kolumbien gestrandeten Militärs, die dem Aufruf Guaidós zum Desertieren gefolgt waren, dass sie im Stich gelassen wurden. Zudem sollen viele der angeblich bis zu 1.500 »Flüchtlinge aus Venezuela« tatsächlich aus Ecuador und Peru gekommen sein, um sich mit gefälschten Papieren ihren Anteil an dem den Deserteuren versprochenen Geldsegen zu sichern.

Und Almagro? Der hatte sich Anfang des Jahres zum wichtigsten Fürsprecher der Putschisten in Venezuela stilisiert. Nun, nachdem der Staatsstreich erst mal gescheitert ist, hat er ein Problem: Er will sich nächstes Jahr im Amt bestätigen lassen. Doch durch sein Anschleimen bei Donald Trump hat er sich unter den Regierenden in Lateinamerika nicht nur Freunde gemacht.

Erschienen am 17. Juni 2019 in der Tageszeitung junge Welt