»Katalanisch denken und singen«. Manel aus Barcelona sind auf Tour

Ein Gespräch mit Roger Padilla, Sänger und Gitarrist der katalanischen Popband Manel aus Barcelona, die es an die Spitze der spanischen Charts geschafft hat, obwohl viele Spanier ihre Texte nicht verstehen.

Manel singen auf Katalanisch. Wie kann man damit Nummer eins in den spanischen Charts werden?

Wir hatten tatsächlich nicht damit gerechnet, Nummer eins zu werden, aber das war eine spannende Erfahrung. Es war interessant, weil es bedeutete, daß viele Leute unsere Musik gehört haben – und nach der Nachricht, daß wir an der Spitze stehen, haben uns genau deswegen noch mehr Leute gehört. Wir wissen aber nicht, wie viele unserer Alben in Katalonien und wie viele in Spanien verkauft wurden, das wird leider nicht einzeln erfaßt. In jedem Fall bedeutete der Erfolg aber, daß immer mehr Leute zu unseren Konzerten kommen.

 

Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen Ihrem Erfolg und der gegenwärtigen politischen Diskussion über die Zukunft Kataloniens, über eine mögliche Unabhängigkeit von Spanien?

Nein. Unsere erste Platte kam vor fünf Jahren heraus, unsere zweite vor drei. Zu dieser Zeit hat diese Diskussion noch nicht so sehr den politischen Alltag geprägt. Wir schreiben unsere Lieder, machen unsere Platten, spielen unsere Konzerte unabhängig davon. Was um uns herum passiert, passiert, aber wir äußern uns dazu nicht sehr oft.

Vor zwei Jahren haben Manel schon einmal in Deutschland gespielt. Wie waren damals Ihre Erfahrungen?

Ja, wir sind im Lido in Berlin aufgetreten und wurden so herzlich empfangen, daß wir es bedauerten, nicht mehr Konzerte geben zu können. Deshalb haben wir uns um mehr Auftritte bemüht. Jetzt spielen wir in Regensburg, München, Berlin und in Hamburg. Das freut uns und wir sind auch neugierig, wie es diesmal sein wird.

Was glauben Sie, wer geht da hin? In Deutschland lebende Spanier und Katalanen oder auch andere Leute?

Vor zwei Jahren bestand das Publikum tatsächlich vor allem aus Katalanen, Spaniern und ihren Freunden. Ich würde sagen, der größte Teil. Das ist aber normal, denn wir sind natürlich in Spanien bekannter als in Deutschland. Wir würden uns natürlich freuen, wenn mehr Deutsche kommen würden.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, Lieder auf Spanisch oder Englisch aufzunehmen?

Nein, das wäre uns zu anstrengend. Unsere Sprache ist das Katalanische, wir denken auf Katalanisch, pflegen unsere Beziehungen auf Katalanisch. Deshalb haben wir nie darüber diskutiert, in welcher Sprache wir singen und ob wir Lieder in anderen Sprachen machen sollten. Unsere Lieder drücken aus, was wir denken und fühlen – das können wir nicht so gut in einer anderen Sprache formulieren, die nicht unsere Muttersprache ist. Wenn wir das aber eines Tages tun sollten, dann bestimmt nicht aus kommerziellen Gründen, sondern weil uns ein Lied langweilig geworden ist, und wir es deshalb vielleicht in Spanisch oder Englisch singen wollen. Aber das gehört momentan nicht zu unseren Plänen.

Warum sollte jemand, der kein Katalanisch spricht, trotzdem ein Konzert von Ihnen besuchen?

Das ist eine richtig schwere Frage. Es ist für einen Deutschen sicherlich etwas anderes, Musik auf Englisch oder natürlich auf Deutsch zu hören, als gerade auf Katalanisch. Aber es könnte eine Gelegenheit sein, mal etwas anderes kennenzulernen und sich in die katalanische Musik hineinzuhören. Die Texte zu verstehen, ist sicherlich schwierig, aber vielleicht kann man sie ja nachlesen oder sie sich von jemandem erklären lassen.

Erschienen am 11. Februar 2014 in der Tageszeitung junge Welt