Junge Gäste in Havanna

Ungewohnte Aktivitäten an der Polytechnischen Hochschule (CUJAE) in Havanna. 25 Jugendliche aus Deutschland und Österreich arbeiten seit der vergangenen Woche auf dem Campus als Solidaritätsbrigade am Bau eines »Bildungszentrums für revolutionäre Werte«, das der Solidarität mit den »Cuban Five« gewidmet sein soll. Diese fünf Kubaner waren im September 1998 in den USA verhaftet worden, nachdem sie ultrarechte Terrororganisationen in Miami unterwandert hatten, um Anschläge in ihrer Heimat zu verhindern. Vier von ihnen sitzen bis heute in den Vereinigten Staaten in Haft, lediglich René González konnte im vergangenen April wieder in seine kubanische Heimat zurückkehren. Die Jugendlichen aus Europa hoffen, ihn auch in ihrem »Café Tamara Bunke« begrüßen zu können. Dieses haben sie gleich nach ihrer Ankunft in der vergangenen Woche eingerichtet und bieten dort jeden Abend für die kubanischen Studenten kostenlose Getränke und Diskussionsveranstaltungen an. »Die anhaltende Wirtschaftsblockade und die mediale Präsenz von konterrevolutionären Akteuren stellen für die junge Generation eine besondere Herausforderung dar. Gerade auf sie ist die antikubanische Propaganda gerichtet«, begründete dies Björn Schmidt, der Bundesvorsitzende der federführenden Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), in Havanna. Durch Fernsehserien, europäi­sche Touristen und die Einmischung der USA entstehe bei manchen in Kuba ein »verklärtes Bild vom Kapitalismus«. Man versuche deshalb, den kubanischen Kommunistischen Jugendverband UJC dabei zu unterstützen, dem entgegenzuwirken.

 

»Uns Kubanern fehlt manchmal der revolutionäre Blick auf die reale Situation in Europa«, bestätigte Noel Carrillo von der internationalen Abteilung des ZK der KP Kubas, der die Jugendlichen besuchte. »Eine Brigade, die politische Aktionen umsetzt, die sich mit jungen Kubanern in Universitäten und an Arbeitsplätzen trifft, um sich zu unterhalten und über die Probleme sowohl in Deutschland wie in Kuba zu diskutieren, finde ich großartig.« Auch bei den kubanischen Studenten stößt das Angebot der ausländischen Gäste offenbar auf Interesse. »Man hat selten eine SDAJ-Informationsveranstaltung besucht, auf der so viele und so gute Fragen gestellt wurden, wie hier im Café Tamara Bunke«, berichtet einer der Teilnehmer im Onlinetagebuch, das die Delegation im Internet betreibt.

Mitte August ist Schichtwechsel in Havanna. Dann wird die erste Gruppe von einer ebenso starken zweiten Delegation abgelöst, die das Projekt vollenden soll.

Erschienen am 26. Juli 2013 in der Tageszeitung junge Welt