Iran schießt Drohne ab

Der Iran hat am Donnerstag ein unbemanntes Spionageflugzeug der USA abgeschossen. Wie der englischsprachige iranische Fernsehsender Press TV unter Berufung auf Kommandeure der Revolutionsgarden mitteilte, habe die Drohne zuvor nahe Kuh-Mubarak in der an der Südküste des Landes gelegenen Provinz Hormusgan den Luftraum der Islamischen Republik verletzt. Die Reaktion der Grenzschützer auf das Eindringen des Flugkörpers sei »eine klare Botschaft an Amerika« gewesen, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den Kommandeur der Garden, Hussein Salami. Die Landesgrenze sei für Teheran »die rote Linie«, und man werde auf jede Aggression scharf reagieren. »Der Iran sucht mit keinem Land den Krieg, aber wir sind vollständig vorbereitet, den Iran zu verteidigen.« Der Flugkörper sei kurz nach Mitternacht Ortszeit von einem Stützpunkt der US-Armee im Persischen Golf gestartet und über die Straße von Hormus geflogen, bevor er vier Stunden später in den iranischen Luftraum eingedrungen sei. Dort sei er sofort abgeschossen worden.

Der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Abbas Musawi, verurteilte am Donnerstag die Verletzung des iranischen Luftraums durch die USA. Der Aggressor trage die Verantwortung für alle Folgen solch provokativer Bewegungen, warnte er. Auch der Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrates, Ali Schamchani, kündigte während eines Besuchs in Russland an, dass Iran seine Grenzen zu Lande, zu Wasser und in der Luft verteidigen werde.

Die US-Armee bestätigte den Verlust der Drohne vom Typ RQ-4 »Global Hawk«. Die Attacke sei jedoch außerhalb des iranischen Hoheitsgebiets erfolgt, sagte der Sprecher des Central Command der US-Armee, Bill Urban, dem Sender NBC. Es habe sich um einen »unprovozierten Angriff« gehandelt. »Keine US-Drohne war heute im iranischen Luftraum im Einsatz.«

Die russische Regierung warnte vor einer weiteren Zuspitzung der Kriegsgefahr in der Golfregion. Die Anwendung von Gewalt durch die USA wäre »eine Katastrophe für die Region«, sagte Staatschef Wladimir Putin am Donnerstag während einer Fernsehsendung. Schon zuvor hatte das russische Außenministerium Washington vorgeworfen, einen Krieg provozieren zu wollen. Das Pentagon hatte am Montag angekündigt, 1.000 weitere Soldaten in die Region zu verlegen, und dies mit der angeblichen Bedrohung durch Teheran begründet. Die USA machen den Iran für Angriffe auf Öltanker im Golf von Oman in der vergangenen Woche verantwortlich. Die Islamische Republik weist das entschieden zurück. Man sei ein »gesetzestreuer und verantwortungsbewusster Staat«, erklärte Verteidigungsminister Amir Hatami am Mittwoch vor Journalisten. Er werde deshalb für das, was er tue, die Verantwortung übernehmen, zitierte ihn das staatliche Internetportal Pars Today. Die Vorwürfe im Zusammenhang mit den angeblichen Angriffen auf die für eine norwegische Reederei fahrenden Tanker »Kokuka Courageous« und die »Front Altair« seien jedoch eine »feige Anschuldigung«.

Die vom Iran abgeschossene RQ-4 »Global Hawk« ist ein hoch fliegendes, unbemanntes Aufklärungsflugzeug, das auf Langstrecken eingesetzt werden kann. Der Stückpreis liegt nach Angaben des militärpolitischen US-Internetportals Breaking Defense bei 130 Millionen US-Dollar: »Eines ist sicher: Die Rakete, die der Iran abgefeuert hat, kostet bestimmt sehr viel weniger.«

Erschienen am 21. Juni 2019 in der Tageszeitung junge Welt