Hilfe für Kuba nach Wirbelstürmen

Rußland wird Kuba beim Wiederaufbau der Stromnetze und mit Getreide- und Mehllieferungen unterstützen, damit die Insel die Folgen der verheerenden Wirbelstürme »Gustav« und »Ike« bewältigen kann. Der russische Vizepremier Igor Setschin, der am Montag zu einem eintägigen Arbeitsbesuch in Kuba eingetroffen war, sprach sich zugleich für einen weiteren Ausbau der bilateralen Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Pharmazeutik und Transportwesen aus. Nach einem Treffen Setschins mit dem kubanischen Präsidenten Raúl Castro würdigte dessen Stellvertreter Carlos Lage die wieder intensivere Zusammenarbeit zwischen Rußland und Kuba: »Den Freund erkennt man in der Not. In der heutigen Not ist uns unser alter Freund zu Hilfe gekommen, und wir sind Rußland für diese rechtzeitige Hilfe dankbar.«

In Begleitung Setschins waren auch der russische Energieminister Sergej Iwanowich und Vizeaußenminister Sergej Rjabkow nach Havanna gereist. Beamte des russischen Landwirtschaftsministeriums blieben gleich in Kuba, um mit den Partnern die versprochenen Lieferungen zu konkretisieren, während am Mittwoch Energiespezialisten in Havanna eintreffen sollen, die sich um die Wiederherstellung der Energieversorgung im ganzen Land kümmern.

Einer offiziellen Bilanz der Hurrikanschäden zufolge, die von der kubanischen Agentur Prensa Latina veröffentlicht wurde, muß die Insel neben dem Verlust von sieben Menschenleben materielle Verluste in Höhe von etwa fünf Milliarden US-Dollar beklagen. 444000 Wohnhäuser wurden beschädigt, wodurch 200000 Menschen obdachlos geworden sind. Im ganzen Land fiel in Folge der Stürme, der heftigen Regenfälle und der Überschwemmungen der Strom aus und konnte erst nach und nach provisorisch wiederhergestellt werden. Insbesondere die am schwersten von den Wirbelstürmen betroffenen Teile des Landes haben nach wie vor unter Stromausfällen zu leiden.

Die russische Delegation ist unterdessen nach Venezuela weitergereist, wo Setschin mit dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez zusammentraf. Neben der militärisch-technischen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern, die sich Setschin zufolge »hervorragend« entwickelt, standen Fragen der Zusammenarbeit im Bereich der Energie, im Auto- und Schiffbau sowie im kulturellen und Bildungswesen im Mittelpunkt der Gespräche. Chávez selbst wird in der kommenden Woche neben China und Portugal auch Rußland besuchen, um mit der Regierung in Moskau weitere bilaterale Projekte zu diskutieren.

Unterdessen haben die gegenwärtig in Venezuela stationierten russischen Kampfflugzeuge vom Typ Tu-160 ihre Trainingsflüge fortgesetzt. Einem Bericht des venezolanischen Fernsehens zufolge absolvierten sie am Dienstag einen sechsstündigen Patrouillenflug entlang der südamerikanischen Küste. Der Sprecher der russischen Luftwaffe, Wladimir Brik, betonte, daß sich die Flugzeuge dabei über internationalen Gewässern bewegt und den Luftraum keines Landes verletzt hätten.

Erschienen in der Tageszeitung junge Welt vom 18. September 2008