Hasta siempre, Comandante

Am Mittwoch jährt sich zum ersten Mal der Tod des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez. Der Comandante der Bolivarischen Revolution war am 5. März 2013 einem Krebsleiden erlegen. Nachdem er mehrere Tage lang aufgebahrt worden war und Hunderttausende Venezolaner ihm die letzte Ehre erwiesen hatten, wurde er in die zum Mausoleum umgebaute frühere Bergkaserne überführt. In diesem Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten, über der Hauptstadt Caracas thronenden Militärbau hatte Chávez während des von ihm geführten Aufstands vom 4. Februar 1992 seinen Befehlsstand gehabt. Mit der illegalen »Revolutionären Bolivarischen Bewegung« (MBR-200) hatte er damals versucht, den sozialdemokratischen Staatschef Carlos Andrés Pérez zu stürzen, der für die blutige Niederschlagung eines Volksaufstands im Februar 1989 verantwortlich gewesen war. Die Rebellion scheiterte zwar, doch der Comandante wurde populär. Im Gedächtnis blieb vor allem seine historische, nur rund eine Minute lange Fernsehansprache nach dem Scheitern des Aufstands, in der er die Verantwortung für die Ereignisse übernahm und erklärte, die Ziele der Rebellion seien nur »por ahora« – für den Augenblick – nicht erreicht worden.

 

Ein Jahr nach seinem Tod finden in Venezuela zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Wie Präsident Nicolás Maduro, der am 14. April 2013 zum Nachfolger des Verstorbenen gewählt wurde, am Mittwoch abend erklärte, sind die Feierlichkeiten auf zehn Tage angesetzt und werden am 5. März exakt um 16.25 Uhr – dem Zeitpunkt seines Ablebens – durch eine Kanonensalve eröffnet. Bis dahin bleibt die Bergkaserne für Besucher geschlossen, damit die Anlage für den erwarteten Besucheransturm vorbereitet werden kann. Auch mehrere Staats- und Regierungschefs haben sich Berichten venezolanischer Medien zufolge angesagt. Ohnehin ist der von einer Ehrenwache geschützte Steinsarg mit dem Leichnam von Hugo Chávez inzwischen regelmäßiges Ziel von Staatsgästen. Auch wichtige staatliche Zeremonien werden an diesem Ort durchgeführt, zuletzt am 12. Februar eine Militärparade aus Anlaß des 200. Jahrestages der Schlacht von La Victoria, bei der die venezolanischen Truppen unter dem legendären General José Félix Ribas im Unabhängigkeitskrieg die Armee der spanischen Kolonialherren besiegt hatten.

Als Teil des Gedenkens an Hugo Chávez betrachtet Nicolás Maduro auch die am vergangenen Mittwoch offiziell eröffnete Friedenskonferenz, die in den nächsten Tagen fortgesetzt werden soll, um ein Ende der von der rechten Opposition provozierten Gewaltwelle zu erreichen. Der Aufruf zu einem nationalen Dialog stütze sich auf die Ideen des Revolutionsführers Hugo Chávez, erklärte Maduro. Und auch der ältere Bruder des Verstorbenen, Barinas’ Gouverneur Adán Chávez, bekräftigte im Gespräch mit junge Welt: »Wir sind darauf vorbereitet, das Vermächtnis von Hugo Chávez zu verteidigen. Etwas, das er uns hinterlassen hat, ist die Einheit aller Patrioten gegen jede Bedrohung.«

Erschienen am 1. März 2014 als Einleitung zur Fotoreportage in der Tageszeitung junge Welt