Globo TV schweigt nicht

In Honduras halten die Proteste gegen die Abschaltung des privaten Fernsehsenders Globo TV an. Der Kanal war 2009 international bekannt geworden, als er sich gegen den Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Manuel Zelaya stellte und ausführlich über die Proteste gegen den Putsch informierte. Auch nach der Wiederherstellung formal demokratischer Verhältnisse blieb der kommerzielle Kanal in kritischer Distanz zu den Regierenden. »Ohne Globo TV hätten wir nie etwas über die Korruption bei der Polizei und in der Sozialversicherung erfahren«, erklärte der Sprecher der nach dem Putsch 2009 gegründeten Nationalen Volkswiderstandsfront (FNRP), Juan Barahona. Die Entscheidung der Rundfunkbehörde Conatel sei »ein Angriff auf die Meinungsfreiheit«, hob er die Bedeutung des Senders hervor. Künftige Enthüllungen wolle die Regierung durch ihren Schritt verhindern.

Ende Mai hatte die Conatel die Abschaltung von Globo TV angeordnet. Begründet wurde das damit, dass eine im Februar ausgelaufene Lizenz nicht rechtzeitig verlängert worden sei. Der Schritt habe keinen politischen Hintergrund, betonte Behördenchefin Doris Madrid und verwies darauf, dass auch gegen 20 andere Unternehmen wegen ähnlicher Verstöße Strafen verhängt worden seien. »Aber von diesen wurde außer uns keines vom Netz genommen«, wies der Nachrichtenchef von Globo TV, David Romero, die Darstellung der Behörde zurück. Am Montag beantragte er zusammen mit 20 Kollegen bei der Nationalen Menschenrechtskommission (Conadeh) ein Eingreifen gegen die Abschaltung seines Senders, die eine Verletzung der Meinungsfreiheit darstelle. 75 Journalisten und Techniker drohe die Entlassung, zitierte ihn die Tageszeitung El Heraldo. Die Conadeh richtete daraufhin eine Anfrage an die Conatel, ob die gegen Globo TV verhängte Maßnahme durch einen Verwaltungsvorgang aufgehoben werden könne, oder ob es sich doch um einen politischen Vorgang handle. Eine Antwort stand bei jW-Redaktionsschluss noch aus.

Derzeit ist Globo TV nur noch über Internet zu sehen. Der Rundfunkkanal Radio Globo, der zum selben Unternehmen gehört, ist d agegen in Honduras weiter uneingeschränkt empfangbar.

Erschienen am 9. Juni 2016 in der Tageszeitung junge Welt