Germanisten des Tages: Putin und Kuczynski

Gemeinsame Pressekonferenz des russischen Präsidenten Wladimir Putin und seines peruanischen Gastgebers Pedro Pablo Kuczynski am Sonnabend am Rande des APEC-Gipfels in Lima. »In welcher Sprache reden wir eigentlich?« fragte der peruanische Staatschef und fuhr auf deutsch fort: »Ich spreche ein bisschen Deutsch, aber kein Russisch.« Putin kam seinem Amtskollegen ebenfalls auf deutsch entgegen: »Wir können gerne auf deutsch sprechen, wenn Sie das möchten.« Putin beherrscht die Fremdsprache aus seiner Zeit in der DDR, und bei Kuczynski dürfte es darauf zurückzuführen sein, dass er einem über den ganzen Erdball verteilten Clan entstammt. Aus dieser Familie sind unter anderem einige Wirtschaftswissenschaftler hervorgegangen, auch wenn der neoliberale Ökonom Pedro Pablo nicht an seinen marxistischen Verwandten Jürgen Kuczynski (1904–1997) herankommt. Letztlich einigten sich beide Präsidenten aber doch darauf, jeweils in ihrer Muttersprache zu parlieren.

Ganz nebenbei demonstrierten die beiden Staatschefs so, dass Deutsch gar nicht so schwer ist, wie es viele beklagen, die diese Sprache gerade lernen. Diese können froh sein, dass sie sich nicht mit Pirahã befassen müssen. Diese hat der norwegische Universitätsprofessor Rolf Theil untersucht, wie die skandinavische Wissenschaftsseite ScienceNordic am Sonnabend berichtete. Pirahã, was »Pidahán« ausgesprochen wird, benutzen wenige hundert Menschen im brasilianischen Amazonasgebiet. In dieser Sprache gibt es keine Zahlwörter, die über »eins« und »zwei« hinausgehen, alles andere ist »viele«. Und für »Freund« und »Feind« haben die Pirahã dasselbe Wort, das sich nur durch den Tonfall unterscheidet. Selbst Pfeifen in unterschiedlichen Höhen dient der Verständigung.

Wäre interessant gewesen, wenn sich Putin und Kuczynski in dieser Sprache unterhalten hätten.

Erschienen am 21. November 2016 in der Tageszeitung junge Welt