Gemeinsam für Frieden

Mit einem Gottesdienst auf der Plaza de la Revolución im Zentrum Havannas ist am Mittwoch der dreitägige Besuch von Papst Benedikt XVI. in Kuba zu Ende gegangen. Zwischen den großen Bildnissen der Revolutionsführer Che Guevara und Camilo Cienfuegos sowie dem Denkmal für den Nationalhelden José Martí war ein großer Altar aufgebaut worden. Unter den mehreren hunderttausend Zuhörern auf dem großen Platz befanden sich neben Staatschef Raúl Castro auch mehrere hundert in den USA lebende Kubaner. Die katholische Kirche in Miami hatte für deren Teilnahme an der Messe zwei Flugzeuge gechartert.

In seiner Predigt lobte Benedikt, daß Kuba Schritte unternommen habe, »damit die Kirche ihre unvermeidbare Mission durchführen kann, öffentlich und offen den Glauben zu bekennen«. Auf diesem Weg müsse weitergegangen werden. Dabei wolle die katholische Kirche keine Privilegien: »Kuba und die Welt brauchen Veränderungen.«

Am Vorabend waren der Papst und der kubanische Präsident zu einem rund 45 Minuten dauernden Gespräch unter vier Augen zusammengekommen. Die Atmosphäre sei »herzlich und ernsthaft« gewesen, erklärte anschließend der Pressesprecher des Papstes, Pater Federico Lombardi, gegenüber Radio Vatikan. Die Kirche habe den Staatschef gebeten, den Karfreitag in Kuba zum offiziellen Feiertag zu erklären. Weitere Details nannte er nicht. Das Wichtigste sei die Entwicklung der persönlichen Beziehung zwischen beiden gewesen. Nach dem Besuch von Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. 1998 hatte Kuba den 25. Dezember zum Weihnachtsfeiertag erklärt.

Im Anschluß an die Messe (nach jW-Redaktionsschluß) sollte es offenbar auch zu einem Treffen Benedikts mit dem früheren kubanischen Präsidenten Fidel Castro kommen. Dieser hatte in einer am Dienstag abend (Ortszeit) vom Internetportal Cubadebate veröffentlichten Reflexion geschrieben, er habe das Oberhaupt der katholischen Kirche um »einige Minuten seiner sehr eng bemessenen Zeit« gebeten, und dieser habe ihm über Außenminister Bruno Rodríguez mitgeteilt, dem sehr gerne nachkommen zu wollen. »Marxisten und ehrliche Christen, von denen ich viele kennengelernt habe, können und müssen unabhängig ihres politischen und religiösen Glaubens gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden zwischen den Menschen kämpfen«, schrieb Castro in seinem Kommentar. Weltweit würden die Reichtümer des Planeten für Aufrüstung und endlose Kriege verpulvert, während »einer wachsende Zahl von Menschen Unterkunft, Brot, Wasser, Gesundheitsversorgung, Bildung und Arbeit fehlen«. Niemand – »Marxisten und Christen, ob Katholiken oder nicht, Muslime, Schiiten oder Sunniten, Freidenker, dialektische Materialisten und denkende Menschen« – könne jedoch ein Interesse daran haben, »unsere Gattung vorzeitig verschwinden zu lassen«, schrieb er.

Erschienen am 29. März 2012 in der Tageszeitung junge Welt