Fehlbesetzung des Tages: Friedensnobelpreis

Aus irgendwelchen Gründen hat der Friedensnobelpreis noch immer den Ruf, irgendwas mit Frieden zu tun zu haben. Gut, im vergangenen Jahr hat ihn ICAN bekommen, die internationale Kampagne für ein Verbot der Atomwaffen. Aber ansonsten stehen auf der Liste der Dekorierten oft genug die Namen von Kriegstreibern. So wurde 2016 Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos ausgezeichnet, weil die kolumbianische Armee am 1. März 2008 unter seiner Verantwortung in das Nachbarland Ecuador eindrang und auf der Jagd nach Guerilleros ein Massaker anrichtete. Nein, Korrektur: Den Preis bekam er, weil er acht Jahre später einen Friedensvertrag mit den FARC unterzeichnete. 2012 zeichnete man in Oslo die Europäische Union aus, weil sie es hinnimmt, dass Tausende Menschen an ihren Außengrenzen ums Leben kommen. Nein, noch mal Korrektur: Sie wurde laut Komitee geehrt »für über sechs Jahrzehnte, die zur Entwicklung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa beitrugen«. 1993 konnte sich der damalige südafrikanische Präsident Frederik Willem de Klerk über den Preis freuen, mit dem er für sein jahrzehntelanges Wirken in den Kabinetten des Apartheidregimes geehrt wurde. Nein, noch eine Korrektur: Er erhielt ihn zusammen mit Nelson Mandela für seinen »Beitrag zur Beendigung der Apartheid in Südafrika«.

Bis zum 31. Januar konnten Vorschläge für den diesjährigen Preisträger eingereicht werden. Geht es nach den Nominierungen, über die dpa am Donnerstag berichtete, droht ein neuer Tiefpunkt s. Der Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts, Henrik Urdal, bestätigte dem Onlineportal Nettavisen, dass Donald Trump zu den Vorgeschlagenen gehört – zum dritten Mal in Folge. Warum nicht, sein Vorgänger Barack Obama hat die Urkunde ja auch zu Hause liegen, was ihn nicht an der Fortsetzung des Drohnenkrieges hinderte.

Erschienen am 2. Februar 2018 in der Tageszeitung junge Welt