Erster venezolanischer Kommunikationssatellit »Simón Bolívar« umkreist die Erde

Xichang. »Simón Bolívar« umkreist die Erde. Am Mittwoch wurde vom chinesischen Xichang aus der auf den Befreier Südamerikas getaufte Satellit Venesat-1 an Bord einer Trägerrakete vom Typ »Langer Marsch« in den Orbit geschickt. Etwa 36500 Kilometer über der ecuadorianischen Hauptstadt Quito kann das Signal des ersten venezolanischen Kommunikationssatelliten fast ganz Lateinamerika und die Karibik abdecken.

»Ohne die chinesische Revolution, das chinesische System, ohne den nach den eigenen Bedingungen Chinas aufgebauten Sozialismus, seine außerordentliche wissenschaftliche Entwicklung und Solidarität hätte es dies nicht gegeben«, jubelte Venezuelas Präsident Hugo Chávez, der den Start des Satelliten gemeinsam mit seinem bolivianischen Amtskollegen Evo Morales vom venezolanischen Kontrollzentrum Luepa aus verfolgte (Foto). Venezuela müsse bislang –ebenso wie die anderen Länder der Region –jedes Jahr Millionen Dollar für Satellitenverbindungen ausgeben, die praktisch alle durch transnationale Konzerne monopolisiert seien. »Deshalb ist der Start unseres ersten Satelliten ein Akt der Befreiung und der Unabhängigkeit«, sagte der venezolanische Präsident.

Die Erwartungen an den Satelliten sind hoch. So sollen über Venesat-1 nicht nur Rundfunk- und Fernsehprogramme ausgestrahlt, sondern auch Internetverbindungen ermöglicht werden. Davon dürften vor allem die Menschen in den abgelegenen Regionen des Landes profitieren, zumal die Telekommunikationsgesellschaft CANTV im vergangenen Jahr wieder verstaatlicht wurde. Auch in den Bereichen des Bildungswesens und der Gesundheitsversorgung soll der Satellit von Nutzen sein. Vizewissenschaftsminister Luis Marcano hob hervor, daß nun »die Autonomie, Unabhängigkeit und Souveränität auf dem Gebiet der Telekommunikation garantiert werden kann«. Damit könne man die Vorherrschaft der USA brechen, die 50 Prozent der Satelliten im Orbit besitzen, von denen die meisten durch Privatunternehmen betrieben werden, die hohe Preise für die Nutzung dieser »wunderbaren Technik« verlangen. »Das ist nicht nur für Venezuela ein Fortschritt, sondern für den ganzen Kontinent, vor allem für die Völker Lateinamerikas, denn wir hängen nicht mehr von den Imperialisten ab. Venezuela wird nun den Geschwistervölkern helfen, die Einheit und Integration Südamerikas zu festigen.«

Venesat-1 wird etwa zwölf bis 15 Jahre funktionieren. Bereits 2012 soll dann wieder von China aus ein zweiter venezolanischer Satellit gestartet werden. Die Planungen dafür haben bereits begonnen.

Erschienen am 1. November 2008 in der Tageszeitung junge Welt