Den Sieg verteidigen

In Honduras hält die Ungewissheit über das Ergebnis der Präsidentschaftswahl vom vergangenen Sonntag an. Man werde keine weiteren vorläufigen Zahlen veröffentlichen, bis man über die Unterlagen aus allen Wahllokalen verfüge, zitierte die Tageszeitung El Heraldo am Montag (Ortszeit) auf ihrer Homepage den Präsidenten des Obersten Wahlgerichts (TSE), David Matamoros. Das werde erst am Donnerstag der Fall sein.

Der TSE hatte in der Nacht zum Montag, erst zehn Stunden nach Schließung der Wahllokale, ein erstes Zwischenergebnis veröffentlicht. Bis Dienstag wurde dieser Stand nur geringfügig aktualisiert. Nach Auszählung von erst 58,4 Prozent der Stimmen liegt der Homepage des TSE zufolge der Kandidat der »Oppositionsallianz gegen die Diktatur«, Salvador Nasralla, mit 45,05 Prozent der Stimmen vorn. Auf dem zweiten Platz folgt Amtsinhaber Juan Orlando Hernández mit 40,28 Prozent. In absoluten Zahlen beträgt die Differenz zwischen beiden gut 92.000 Stimmen.

Abgeschlagen auf dem dritten Platz liegt der liberale Kandidat Luis Zelaya mit 13,81 Prozent. Dieser erkannte bereits am Montag die Niederlage an und beglückwünschte Nasralla zu seinem Erfolg. Zudem forderte er Hernández auf, den Sieg des Kontrahenten einzugestehen. Hernández, der sich schon unmittelbar nach Schließung der Wahllokale am Sonntag zum Sieger erklärt hatte, zeigte sich dagegen überzeugt, dass die endgültigen Ergebnisse des TSE seine Wiederwahl bestätigen würden.

Zu der Oppositionsallianz hatten sich vor Monaten Nasrallas Antikorruptionspartei PAC, die sozialdemokratische Pinu sowie die Libre des 2009 gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya zusammengeschlossen. Das gemeinsame Antreten sollte einen so deutlichen Erfolg sicherstellen, dass auch Manipulationen durch die Regierung das Ergebnis nicht umdrehen könnten. Am Montag abend versammelten sich in Tegucigalpa Hunderte Anhänger mit den roten Fahnen der Libre, weißen Bannern der Allianz und honduranischen Nationalflaggen vor dem Gebäude des TSE, um den Sieg Nasrallas zu feiern und gegen die Verzögerung bei der offiziellen Bekanntgabe des Ergebnisses zu protestieren. Der wahrscheinliche Wahlsieger rief seine Anhänger zur Wachsamkeit auf, da das Verhalten des Wahlgerichts für Unruhe gesorgt habe. Auch er verlangte, dass Hernández anerkennen müsse, »dass diesmal das Volk den Präsidenten gewählt« habe.

Erschienen am 29. November 2017 in der Tageszeitung junge Welt