Chávez in die Ruhmeshalle

Die Bevölkerung Venezuelas soll darüber abstimmen, ob der Körper des am 5. März verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez in den Panteón Nacional, die Ruhmeshalle des Landes, überführt werden soll. Das kündigte der geschäftsführende Staatschef Nicolás Maduro am Sonntag (Ortszeit) an und griff damit eine Forderung von Unterstützern auf. Ein Antrag auf die dazu notwendige Verfassungsänderung soll am heutigen Dienstag in der Nationalversammlung eingebracht werden. Innerhalb von 30 Tagen muß dann ein Referendum stattfinden, in dem die Bevölkerung die Entscheidung zu ratifizieren hat. Es könnte also parallel zu den Präsidentschaftswahlen am 14. April durchgeführt werden.

 

Bislang verhindert die Verfassung Venezuelas eine sofortige Überführung von Chávez in den Nationalpantheon. Artikel 187 erlaubt eine Bestattung dort erst 25 Jahre nach dem Tod einer Persönlichkeit. In der Ruhmeshalle ruhen bislang 179 Persönlichkeiten der venezolanischen Geschichte, unter anderem die Pianistin und Komponistin Teresa Carreño (1853–1917), der Schriftsteller und Staatspräsident Rómulo Gallegos (1884–1969), vor allem aber der Nationalheld Simón Bolívar und dessen Lehrer Simón Rodríguez. Auf diese spielt ein Ruf an, den die Anhänger des verstorbenen Staatschefs in den vergangenen Tagen prägten und der von Maduro aufgegriffen wurde: »Chávez in den Pantheon, an die Seite von Simón!«

Zunächst wird der Leichnam des Präsidenten am kommenden Freitag in das Militärgeschichtliche Museum von Caracas überführt. Die einstige »Bergkaserne« war am 4. Februar 1992, während des gescheiterten Aufstands gegen den damaligen Staatschef Carlos Andrés Pérez, Befehlsstand von Hugo Chávez. Hier soll der Körper aufgebahrt werden, bis dessen endgültiger Verbleib geklärt ist. So soll allen Trauernden die Gelegenheit gegeben werden, sich vom Präsidenten zu verabschieden.

Erschienen am 12. März 2013 in der Tageszeitung junge Welt