Botschafterin des Tages: Kelly Craft

Kelly Craft wird neue Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen. Sie wurde am Mittwoch (Ortszeit) vom Senat in Washington mit 56 gegen 34 Stimmen für dieses Amt bestätigt.

Qualifiziert hat sie sich für die neue Aufgabe, weil sie »den Dienst an der Gemeinschaft und die Förderung der Bildung« zu »Eckpfeilern ihrer Karriere« gemacht hat. So heißt es jedenfalls in ihrer offiziellen Biographie auf der Homepage der US-Botschaft in Kanada. Die wird seit Herbst 2017 von Frau Craft geleitet. Allerdings war sie von den gut 20 Monaten ihrer Amtszeit dort mehr als 300 Tage nicht in Kanada gewesen. Dieses Pro­blem erledigt sich nun: Als UN-Botschafterin hat sie ihr Büro in New York, kann also guten Gewissens daheim bleiben.

Natürlich steht die Qualifikation von Frau Craft außer Zweifel. Schließlich wurde sie schon 2007 vom damaligen Präsidenten George W. Bush in die US-Delegation zur UN-Vollversammlung aufgenommen. Sicherlich eine Belohnung für ihren Dienstag an der Gemeinschaft – sie hatte sich im Wahlkampf 2004 als Spendensammlerin für Bush engagiert.

So ist auch ihre jetzige Beförderung nur logisch. Das Ehepaar Craft hat Donald Trump im Wahlkampf rund zwei Millionen Dollar gespendet. Und beide sind auch eifrige Unterstützer von Mitchell McConnell, dem Mehrheitsführer der Republikaner im Senat – der Kelly Craft als neue UN-Botschafterin vorgeschlagen hat. Aber das ist natürlich reiner Zufall.

Warum wurde Frau Craft eigentlich nicht zur Umweltministerin ernannt? Als Klimaexpertin hat sie sich schon profiliert – im CBS-Interview nach der globalen Erwärmung gefragt, sagte sie 2017, sie akzeptiere »beide Seiten der Wissenschaft«. Und sie muss es wissen. Immerhin ist sie mit dem Milliardär Joseph Craft III. verheiratet – und der ist Chef des drittgrößten Kohlekonzerns der Vereinigten Staaten.

Erschienen am 2. August 2019 in der Tageszeitung junge Welt