Assange »sollte ermordet werden«

Nach der Veröffentlichung von Geheimdokumenten durch den Internetdienst Wikileaks wird in Nordamerika der Ruf nach einer drastischen Bestrafung von dessen Gründer Julian Assange lauter. Tom Flanagan, ein Berater des kanadischen Premierministers Stephen Harper, rief im Fernsehen seines Landes sogar zur gezielten Tötung auf. »Ich denke, er sollte ermordet werden«, sagte er gegenüber Journalisten des kanadischen Rundfunks CBC. Auf Betreiben der schwedischen Justiz erließ Interpol am Mittwoch eine sogenannte »Red Notice«-Fahndung gegen Assange.

Widersprüchliche Signale kamen aus Ecuador. Nachdem das Außenministerium in Quito am Dienstag in einer offiziellen Erklärung Assange eingeladen hatte, dort die Dokumente vorzustellen und auch die Gewährung einer Aufenthaltsberechtigung in Aussicht stellte, dementierte dies am Mittwoch Staatspräsident Rafael Correa. Vizeaußenminister Kintto Lucas habe nur »seine persönliche Meinung« ausgedrückt, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur ANDES. Diese sei weder vom Präsidenten noch von Außenminister Ricardo Patiño autorisiert worden. Dieser hatte wenige Stunden zuvor gegenüber dem Fernsehsender GamaTV jedoch »nicht ausgeschlossen«, daß sein Land Assange »zeitweiliges Asyl« gewähren werde. Ecuador habe ein »legitimes Interesse« daran, Einsicht in die geheimen US-Dokumente zu erhalten, die Wikileaks zugespielt wurden.

Die kuwaitische Regierung hat unterdessen der Nachrichtenagentur AFP zufolge bestritten, sich gegenüber US-Diplomaten für den Tod von vier im US-Gefangenenlager Guantánamo inhaftierten Bürgern ihres Landes ausgesprochen zu haben. Die Nordamerikaner hatten dies dem kuwaitischen Innenminister Mohammed Al-Sabah in einer an Washington übermittelten Gesprächsnotiz zugeschrieben.

Erschienen am 2. Dezember 2010 in der Tageszeitung junge Welt und am 3. Dezember 2010 in der Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek