Arbeitsämter okkupiert

In Spanien wächst der Widerstand gegen die Vernichtung sozialer Errungenschaften durch die Regierung weiter. Aktivisten der Andalusischen Arbeitergewerkschaft (SAT) besetzten am Donnerstag an mehreren Orten der Region insgesamt rund 20 Filialen des Öffentlichen Staatsdienstes für Beschäftigung (SEPE), der in etwa mit der deutschen Arbeitsagentur vergleichbar ist. Mit ihren Aktionen protestierten die Gewerkschafter gegen die von Madrid beschlossenen Kürzungen, die vor allem zu Lasten der schwächsten Teile der spanischen Bevölkerung gehen. Insbesondere die Erwerbslosen müssen demnach mit weiteren Einbußen rechnen. Die Aktivisten der SAT schlossen sich deshalb teilweise in den Büros der Niederlassungen ein oder führten in den Einrichtungen öffentliche Kundgebungen durch.

In der knapp 100 Kilometer von der andalusischen Metropole Sevilla entfernten Gemeinde Osuna harrten rund 100 Mitglieder der SAT auch am Donnerstag auf dem Gelände der vom Militär beanspruchten, aber weitgehend ungenutzten Finca »Las Turquillas« aus. Die Gewerkschaft hatte das 1200 Hektar große Grundstück am Dienstag besetzt.Sie fordert, es einer Kooperative von Landarbeitern zu übergeben, damit diese mit dem Anbau von Obst und Gemüse ihren Lebensunterhalt verdienen können (jW berichtete). Zu Zwischenfällen mit den auf dem Grundstück stationierten Soldaten oder Polizisten kam es bislang nicht. »Die Guardia Civil hat ein paar Runden gedreht, aber es gab keine Probleme«, berichtete ein SAT-Sprecher gegenüber jW. »Bislang wurden keine Personalien festgestellt oder auf andere Art reagiert.« Die Besetzer haben behelfsmäßige Hütten und Unterstände errichtet, um Schutz vor der Hitze zu finden. Mit einer feierlichen Zeremonie wollen sie am heutigen Freitag offiziell beginnen, die bislang brachliegenden Felder der Finca zu bestellen. Dazu werden auch der Generalsekretär der Gewerkschaft, Diego Cañamero, und der Bürgermeister des benachbartene Dorfes Marinaleda, Juan Manuel Sánchez Gordillo, auf dem Landgut erwartet.

Die SAT wurde erst 2007 in Sevilla als Zusammenschluß mehrerer Landarbeitergewerkschaften gegründet und versteht sich als linke, antikapitalistische und basisdemokratische Klassenorganisation. Ihre Mitgliederzahl wird auf 25000 geschätzt.

Erschienen am 27. Juli 2012 in der Tageszeitung junge Welt